Zu Beginn des 17. Jahrhunderts erschienen drei Schriften, die großes Aufsehen erregten. Die bekannteste ist die „Alchimische Hochzeit des Christian Rosenkreuz“. Die Geheimnisse dieses Werkes entschleiert Jan van Rijckenborgh in seinen Kommentaren. Denn die märchenhafte Erzählung ist ein Bericht über einen Einweihungsweg.
Die „Alchimische Hochzeit des Christian Rosenkreuz“ ist vielleicht die bekannteste dieser drei Rosenkreuzer-Schriften. Es handelt sich dabei um einen recht phantastisch wirkenden Bericht, der dem Calwer Theologen Johann Valentin Andreä zugeschrieben wird. Es heißt, er habe diese Schrift im Alter von 16 Jahren verfasst, sich später aber wieder davon distanziert. In der folgenden Zeit bemühte man sich immer wieder, etwas von den Geheimnissen dieses Werkes zu entschleiern, jedoch ohne Erfolg.
Erst einer der Gründer der Geistesschule des Goldenen Rosenkreuzes, Jan van Rijckenborgh, stellte dieses Werk wieder in das Licht der Öffentlichkeit durch eine ausführliche esoterische Analyse. Darin wird deutlich, dass es sich dabei um die genaue Beschreibung der verschiedenen Einweihungen des Christian Rosenkreuz handelt.
Der Autor stellt ihn als das Urbild des wahren ursprünglichen Menschen vor, der wahrhaft Christ ist, da er Christus in sich frei gemacht hat, indem er den Pfad des Kreuzes in der Kraft der Rose gegangen ist. Das bedeutet eine vollkommene Veränderung der menschlichen Natur, eine Umwandlung, eine alchimische Verwandlung. Die Rose im Menschen ist ein ursprüngliches göttliches Prinzip, das wieder mit dem göttlichen Lebensfeld verbunden werden muss. Dies geschieht durch einen Kreuzweg und in der Kraft des universellen Lebens, des Christus.
Die Stationen dieses Einweihungsweges sind in den drei Rosenkreuzer-Schriften zwar sehr verschlüsselt geschildert, doch wer sich entschließt, diesen Weg zu gehen, wird Erfahrungen machen, die ihm in der „Alchimischen Hochzeit“ bestätigt werden. Van Rijckenborgh sieht darin einen lückenlosen Bericht über die verschiedenen Einweihungsstufen, der somit geeignet ist, jeden Menschen zu führen, wenn er sich wirklich strebend bemüht diesen Weg zu gehen.
Die Geschichte des Christian Rosenkreuz wird in sieben Tagen geschildert, wobei die sieben Tage den sieben Stufen des Einweihungsweges entsprechen. Jeder Tag hat seine eigene Thematik und die dazu gehörende Anforderung an den Kandidaten. Sehr bildlich und fast märchenhaft werden die einzelnen Abschnitte in Szene gesetzt, wobei die esoterische Analyse von van Rijckenborgh klar und deutlich das Geschehen in unsere Zeit überträgt.
So erhält der Leser einen Eindruck, wie auch heute der Einweihungsweg gegangen werden kann und gleichzeitig wird deutlich, welch gewaltiger Ausblick am Ende dieses Weges den Kandidaten erwartet. Der ganze Weg gleicht einer Bergbesteigung und führt an drei Tempeln vorüber.
Den ersten Tempel beschreibt van Rijckenborgh als den Tempel des Glaubens. Hier muss der Kandidat seine Einsicht und seine Selbstübergabe beweisen. Der zweite Tempel ist der Tempel der Hoffnung. Hier erlebt der Kandidat seine Heiligung und seine Verwandlung. Der dritte Tempel schließlich ist der Tempel der Liebe. In ihm erfährt der Kandidat seine Erfüllung.
Jeder ernsthaft Strebende ist eingeladen, diesen Weg zu den drei Tempeln zu beschreiten, doch wird ihm in der “Alchimischen Hochzeit” eine Warnung mit auf den Weg gegeben: „Sei wachsam, erforsch dich selbst bedachtsam. Wirst du nicht in Reinheit dich baden, wird sicher die Hochzeit dir schaden. Wer sich nicht wäscht von Sünden, den wird man zu leicht befinden.“