In einem Gespräch mit der Zeitschrift Pentagramm des Goldenen Rosenkreuzes (2008) nennt er die modernen Rosenkreuzer eine der wichtigsten spirituellen Gruppierungen dieser Zeit. Hier lesen Sie eine gekürzte Version.
Pentagramm: Herr Dr. László, Sie weisen in ihren Büchern immer wieder darauf hin, dass zwischen den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen Brücken geschlagen werden. Es gibt die Ansicht, der Mensch sei ein Kind der Mutter Erde. Aber es heißt auch, dass Sterne und Kosmos im Leben des Menschen eine wichtige Rolle spielen. Viele Weise und auch die klassischen Rosenkreuzer der Vergangenheit stellten fest, die kosmische Strahlung werde stets intensiver. Dadurch werde die Menschheit zur Reaktion gezwungen, so dass sich das Bewusstsein total verändern müsse. Teilen Sie diese Auffassung?
Dr. Laszlo: Ich glaube, dass eine solche Entwicklung notwendig ist. Die Evolution des Bewusstseins ist nicht nur eine Möglichkeit, sondern eine Notwendigkeit, um zu überleben. Das heute vorherrschende Bewusstsein des Menschen schafft eine unhaltbare Situation. Es ist ein fragmentarisches Bewusstsein, sehr egozentrisch, national oder europäisch und westlich orientiert, aber gewiss nicht planetar. Es besitzt keine Ethik und ist nicht fähig, dafür zu sorgen, dass sechseinhalb Milliarden Menschen auf dieser Erde leben können. Darum ist ein neues Bewusstsein, eine Evolution des Bewusstseins, notwendig.
Ich glaube dabei eine gewisse Beschleunigung zu erkennen, weil sich mehr und mehr eine neue Kultur bildet. Immer mehr Menschen werden sich ihrer Verantwortung und der Problematik eines dauerhaften Überlebens der Menschheit bewusst, sowie der Tatsache, dass jeder mit jedem verbunden ist. Es heißt, dass die heute zu beobachtende Beschleunigung der Lebensabläufe durch Hochfrequenz-Energien verursacht werde, also durch einen außerirdischen Einfluss. Ich halte das für möglich, aber noch gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis dafür. Aber wir können feststellen, dass schneller als je zuvor neue Gesellschaftsformen entstehen. Und das ist gut für die Zukunft, weil wir ohne neues Bewusstsein keine neue Gesellschaft bilden können. Und ohne eine neue Gesellschaft können wir auf dieser Welt nicht überleben.
Pentagramm:Verschiedene Seiten behaupten, dass die Grundstrahlung des Planeten durch die kosmische Hintergrundstrahlung oder die gesteigerte Intensität der Sonnenstrahlung eine höhere Schwingungszahl erhält.
Dr. László: Was wir physisch messen können, hängt hauptsächlich mit der Fluktuation der elektromagnetischen Felder zusammen. Und die ist ihrerseits von den Verhältnissen unseres Sonnensystems und unserer Sonne abhängig. Das kann gemessen werden, und es scheint, als ob am Ende des Jahres 2012 ein Höhepunkt der Sonnenaktivität erreicht werde. Dann wird sich die magnetische Polarisation der Erde verschieben. Das wissen wir.
Noch viel wichtiger ist jedoch die Art der Informationen, die das Gehirn aufnehmen kann. Selbst mit den empfindlichsten Instrumenten sind bestimmte Wahrnehmungen unseres Gehirns nicht messbar. Dazu müssten die Instrumente vor allem interaktiv registrieren können. Wenn wir etwas messen, treten wir mit der Energie der Objekte, die wir messen, interaktiv in Kontakt. Die sehr feinen Energien vermitteln uns auf der physischen Ebene keine hinreichende Information.
Was das Gehirn aufnehmen und dadurch Teil unseres Bewusstsein werden kann, ist keine energetische, sondern aktive Information. David Bohm (1917-1992) hat das entdeckt. Es ist sozusagen subtile Energie, die physisch, also auf normale Weise, nicht gemessen werden kann. Dennoch ist sie Wirklichkeit. Sie entsteht auf Quantenniveau nonlokal, man kann ihren genauen Ort nicht bestimmen. Sie ist interaktiv und kommunikativ auf der Bewusstseinsebene des Menschen.
Pentagramm: Ist diese Information der wichtigste Faktor, mit dem die Bewusstseinsveränderung verwirklicht werden kann?
Dr. László: Ja, auf diese Art wird eine Transformation des Bewusstsein möglich. Es ist eine gute Frage, ob sich Bewusstsein aus sich selbst heraus entwickeln kann. Sicher ist auf jeden Fall, dass es sich entwickelt, wenn es stimuliert wird. Im Augenblick greifen viele Stimulanzien das jetzt herrschende Bewusstsein an. Wenn auf dieser Welt alles gut wäre, würde sich nichts verändern.
Pentagramm: Wenn wir uns den Texten und Ratschlägen der universellen Weisheitslehren zuwenden, erfahren wir etwas über die Möglichkeit einer harmonischen Einheit zwischen Haupt und Herz. Das Herz ist das Organ, das für die neuen hohen kosmischen Vibrationen am empfänglichsten ist. Sie, Herr Dr. László, schließen doch sicher Menschen, die weniger wissenschaftlich orientiert sind, nicht von einer Bewusstseinsveränderung aus? Sehen Sie in diesem Zusammenhang eine Aufgabe für die Aktivitäten des Herzens?
Dr. László: Wir müssen die Art unserer Gesellschaft und unserer Informationswahrnehmung beachten. Sehr viele Informationen, die uns erreichen, werden einfach verdrängt. Dafür sorgt unsere von den westlichen, materialistischen und experimentellen Forschungsmethoden geprägte Mentalität. Auf eine rationale und enge Weise wissenschaftlich zu denken, ist das Schlimmste, was man sich vorstellen kann. Dann sind wir nämlich nicht mehr fähig, Informationen anderen Ursprungs aufzunehmen und uns dafür zu öffnen. Wir suggerieren uns dann, eine solche Information bestehe gar nicht. Und wenn sie nicht besteht, kann sie auch nicht wahrgenommen werden.
Allgemein kann man sagen, wir glauben an das, was wir wahrnehmen. Tatsächlich muss man sich den Dingen aber nicht unbedingt wissenschaftlich nähern. Wir sollten uns viel mehr für unsere Intuition öffnen, für den Zusammenhang der Dinge miteinander, für unsere natürliche Verbundenheit mit dem Kosmos und der Biosphäre. Daher halte ich falsche Rationalität für schlimmer als gar keine!
Pentagramm: Sie nannten ein wichtiges Thema, die natürliche Verbundenheit miteinander, die Solidarität. In Ihrem Buch "Das fünfte Feld" und auch in anderen Werken schreiben Sie über eine sich entwickelnde offene Systemkombination. Der Gründer der Schule des Goldenen Rosenkreuzes, Jan van Rijckenborgh, legte den Nachdruck stets auf die Gruppeneinheit. Er hielt es für absolut notwendig, dass der Mensch in der kommenden Periode versuchen müsse, in Gruppeneinheit zu arbeiten und zu leben. Haben Sie schon einmal über diesen Aspekt nachgedacht?
Dr. László: Die Menschen haben schon immer gemeinsam danach gestrebt, Ziele zu erreichen, die das egoistische Muster übersteigen. Wir waren niemals rein individualistische, egogerichtete Wesen, sondern immer Teil einer Gemeinschaft.
Während der ganzen Geschichte war das Gemeinschaftsgefühl viel stärker ausgeprägt, als wir es in den letzten Jahrhunderten hier im Westen beobachten können. Die Persönlichkeit mit den Kennzeichen des Individuums, des Selbstes, befand sich noch in Entwicklung. Beide sind notwendig, Individuum und Gruppe, beide müssen Verantwortung übernehmen. Ein berühmter Autor schrieb: "Alles, auch der Mensch, bildet ein Ganzes aus den Teilen, aus denen es zusammengesetzt ist, und ist seinerseits wieder Teil eines größeren Ganzen.“
In unserer Zeit haben sich die Umstände verändert. Wir sind nicht mehr nur eine Familie, ein Stamm, ein Dorf, eine Stadt oder eine Nation. Wir leben in Verbänden, die stets mehr Kontakt mit immer mehr Menschen haben. Wir bilden eine globale Gemeinschaft. Das große Problem ist jedoch, dass wir immer noch aus einer Art Stammesbewusstsein mit oft stark chauvinistischen Zügen reagieren. Ob es nun eine Stadt, eine ethnische Gruppe oder ein Land betrifft, wir gehen von dem Gefühl aus: "Dies sind wir, und der Rest der Welt sind die Anderen.“ Das kann so nicht bleiben.
Denn alles, was wir tun, fällt auf uns zurück. Um in der globalen Gesellschaft leben zu können, müssen wir eine bestimmte Form der Eintracht entwickeln. Diesem Gedanken werden die modernen Rosenkreuzer, die ich für eine der wichtigsten spirituellen Gruppierungen unserer Zeit halte, doch sicher zustimmen. Das globale Dorf betrifft uns alle, es ist die Gemeinschaft aller Menschen innerhalb der Gemeinschaft alles dessen, was auf dieser Erde lebt! Und in gewissem Sinn ist auch die Erde wieder Teil einer Gemeinschaft, über die wir nur sehr wenig wissen: der Einheit des gesamten Lebens im Universum. Sie besteht, aber wir haben nur wenig detaillierte Informationen darüber.
Pentagramm: Sehen Sie die Möglichkeit einer Bewusstseinsentwicklung, die von unserem individuellen Bewusstsein zu einem planetaren und vielleicht weiter zu einem kosmischen Bewusstsein führt?
Dr. László: Wir müssen über den Zusammenhag des gesamten Lebenssystems nachdenken, in dem wir uns befinden. Das Universum ist ein lebendiges Ganzes, das sich fortwährend entwickelt. Wir sind ein Teil davon. Wenn wir das jedoch nicht einsehen, schneiden wir uns von dem Ganzen ab! Und das ist sehr gefährlich – für uns und für den Planeten!
Pentagramm: Sind Sie in Anbetracht dessen, dass wir uns dem so genannten Chaospunkt nähern, noch optimistisch hinsichtlich der Bewusstseinsentwicklung? Es ist doch immer noch eine offene Frage, wie das verwirklicht werden muss.
Dr. László: Einstein sagte einmal: "Wir können Probleme nicht mit demselben Denken lösen, durch das diese Probleme entstanden sind.“ Man kann die beste Technologie anwenden, aber wenn man am alten Denken festhält, versucht man nur, das überholte System zu erhalten und verändert nichts.
Wir müssen uns dessen bewusst werden, dass die Welt nicht dauerhaft ist und dass die Zeit, die uns bleibt, kürzer ist, als wir dachten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir innerhalb der nächsten zehn Jahre wesentliche Umwälzungen erfahren, dass wir am Ende des Jahres 2012 schon entscheidende Veränderungen hinsichtlich der Nutzung von Wasser, Luft, Boden und so weiter durchführen müssen.
Pentagramm: Haben Sie bei der Bevölkerung Veränderungen wahrgenommen? Macht sie sich mehr Sorgen um den Zustand der Erde?
Dr. László: Die Bevölkerung ist sich der Probleme unseres Planeten mehr bewusst geworden. Dazu hatte 1972 der erste Bericht des "Club of Rome" den Anstoß gegeben. Davor sprach noch niemand über planetare Probleme. Man beschäftigte sich mit Freiheit, Politik, ökonomischer Gerechtigkeit und dergleichen. Über die Probleme der Menschheit sprach man nicht, erst in den letzten Jahren traten sie immer mehr in den Vordergrund. Was das betrifft, können wir von einem deutlichen Bewusstseinswachstum sprechen!
Ein anderer, sehr wichtiger Punkt ist die Wiederentdeckung alter, spiritueller Einsichten, ganz gleich aus welchem spirituellen Hintergrund heraus. Wir erkennen stets mehr die Basis wieder, auf der die alten Erkenntnisse beruhen. Und der grundlegende Ausgangspunkt aller kulturellen Erkenntnisse der Jahrtausende ist: Wir sind Teil einer Einheit, einer großen Erdengemeinschaft. Nennen wir sie Mutter Erde oder Gaia oder wie auch immer. Namen sind nicht wichtig.
Aber es ist gleichzeitig eine kosmische Einheit. Und eine äußerst wichtige Wiederentdeckung ist, dass diese kosmische Einheit nicht nur eine Vorstellung ist, sondern dass wir auf dem Quantenniveau, also auf einer sehr subtilen Ebene, wirklich miteinander verbunden sind und uns gegenseitig beeinflussen.
Dr. Ervin László wurde 1932 geboren. Er unterrichtete Philosophie, Systemtheorie und Futurologie unter anderem in Yale und Princeton, war Programmdirektor am Ausbildungs- und Forschungsinstitut der Vereinten Nationen (UNITAR), veröffentlichte etliche Bücher und ist Gründer und Vorsitzender des "Clubs von Budapest", in dem tonangebende Künstler, Wissenschaftler und Denker sich für eine bessere Welt einsetzen. Zu der Gruppe gehören unter anderem der Dalai Lama, Vaclav Havel, Michael Gorbatschow und Desmond Tutu.