Oder besteht der Beginn noch bevor, sind die Menschen vielleicht schon mittendrin? Die Aquarius-Ära gilt als geistige Wendezeit – für die Gesellschaft, aber vor allem für jeden Einzelnen.
Nichts ist mehr, wie es war. Die Menschen, die Gesellschaft und auch das Bewusstsein der Menschheit ändern sich heute rasend schnell. Normen und Werte lösen sich auf, Hierarchien und autoritäre Strukturen brechen zusammen, der Schein wird demaskiert und feinstoffliche Wirklichkeiten werden von Menschen bewusst wahrgenommen. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts, insbesondere aber seit Ende der 60er Jahre, hat dieser Prozess zugenommen. Die Esoterik schreibt diese umwälzenden Veränderungen dem Sternbild Aquarius zu, dem Wassermann, der geistige Impulse an die Menschheit sendet.
Wann beginnt die Zeit der geistigen Wende?
Menschen, die dafür empfänglich sind, spüren, dass eine Zeit der geistigen Wende angebrochen ist. Doch untersucht man, wann das Wassermann-Zeitalter tatsächlich beginnt oder begonnen hat, dann zeigen sich erstaunliche Unterschiede. Die International Astronomical Union (IAU) datiert den Beginn auf das Jahr 2601, die Astrologie erklärt das Jahr 2375 zum Beginn des Wassermann-Zeitalters. Wieder zu einem anderen Schluss kommen Rudolf Steiner und Jan van Rijckenborgh. Während Steiner 3574 als Jahr des Aquarius nennt, gibt van Rijckenborgh es mit 1908 an - immerhin 1666 Jahre früher. Was stimmt nun?
Astronomische und astrologische Antworten
Die verschiedenen Angaben haben ihren Ursprung in unterschiedlichen Standpunkten, von denen aus der Beginn des Wassermann-Zeitalters betrachtet wird. Die IAU hat eine astronomische Sicht der Dinge und legt ihren Berechnungen die Projektion der physischen Sternbilder auf die Ekliptik zu Grunde. Mit der Ekliptik wird die Ebene der Erdbahn um die Sonne bezeichnet, deren gedachte Begrenzung einen großen Kreis bildet, den Himmelsäquator. Der Erdäquator steht in einem Winkel von 23,5 Grad schief zur Ekliptik. Die zwölf Tierkreiszeichen nehmen am Himmelsgewölbe demnach verschieden große Flächen ein.
Dagegen gehen die Astrologen davon aus, dass der Himmelsäquator in zwölf gleich große Abschnitte von jeweils 30 Grad eingeteilt ist, den astrologischen Tierkreis. Beide Betrachtungsweisen stimmen bezüglich der Abgrenzungen der Tierkreise nicht miteinander überein und kommen so auch zu unterschiedlichen Berechnungen des Beginns der Aquarius-Ära.
Der Standpunkt der Astrosophie
Wiederum anders nähern sich Steiner und van Rijckenborgh dem Wassermann-Zeitalter. Sie haben zwar beide eine astrosophische Sicht der Dinge, dennoch unterscheiden sich ihre Datierungen um 1666 Jahre. Um dieses Rätsel zu lösen, muss man nicht den Himmel betrachten, sondern den Blick auf die Menschen richten. Wann beginnt ein Mensch zu existieren? Mit der Zeugung? Mit der ersten Bewegung im Mutterleib? Bei der physischen Geburt? Mit der Ausfertigung der Geburtsurkunde? Oder ist der Mensch erst richtig in der Welt angekommen, wenn er als Erwachsener ein Mitglied der Gesellschaft ist? Die Antwort hängt auch hier vom Standpunkt des Betrachters ab: Van Rijckenborgh und Steiner unterscheiden sich durch den Punkt, von dem aus sie auf die Aquarius-Ära schauen.
Dreifache Offenbarung des geistigen Impulses
Um das zu erläutern, ist es wichtig zu wissen, dass die Impulse des Wassermann-Zeitalters Einflüsse aus dem Kosmos sind. Der Mensch reagiert darauf auf dreifache Weise: mit Geist, Seele und Körper. Alles, was den Menschen bewegt, beginnt im Geist. Der Impuls des Aquarius drückt sich im Kollektiv der Menschheit zunächst als Idee aus. Sie bleibt erst einmal abstrakt, ohne Emotion oder Tatkraft. In diesem Stadium wird über die Idee nachgedacht, gesprochen, geschrieben.
Manche Menschen sind Pioniere und reagieren sofort auf die Impulse, andere nehmen sie erst zeitlich verzögert wahr, sie sind eher den alten Ideen zugeneigt. Ist eine Idee mit der Zeit stark genug geworden, dann offenbart sie sich auf der Seelen-Ebene. Der Mensch macht sich die Idee zu eigen, beseelt sie und erfüllt sie mit Leben. Dadurch gewinnt sie an Dynamik. Die Idee wird nach und nach zum bestimmenden Faktor im Leben des Menschen. Dann folgt der dritte Schritt: Der Mensch handelt. Er setzt seinen Willen ein und beginnt mit vollem Bewusstsein, die Idee zu verwirklichen, er setzt den geistigen Impuls in Taten um. Bis dann später wieder ein neuer Impuls einstrahlt und alles Alte durcheinander wirbelt.
Hat der Aquarius-Impuls das Heute erreicht?
Wer die Gesellschaft, in der er lebt, auf die drei Stadien der Verwirklichung des geistigen Impulses aus der Aquarius-Ära überprüft, wird zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Allerdings kann man feststellen, dass der Weg des geistigen Impulses bis zu seiner vollkommenen Offenbarung im Tun der Menschen viel Zeit braucht. Darüber vergehen Jahrhunderte. Darin liegt auch der Grund für die unterschiedlichen Betrachtungsweisen über den Beginn des Wassermann-Zeitalters bei Steiner und van Rijckenborgh.
Der erste Impuls wird eingestrahlt, wenn der erste Stern des Aquarius sich dem Horizont nähert, so wie die Sonne bereits ihr Licht vorausschickt, bevor sie über den Horizont steigt. Das ist die Situation, die van Rijckenborgh mit dem Jahr 1908 andeutet. 1968 begannen die ersten Menschengruppen emotional-seelisch auf Aquarius zu reagieren. Die Hippiebewegung der 68er ist Ausdruck davon.
Kristallisation des Aquarius
Erst viele Jahrhunderte später wird die kulturelle Ernte dieser seelischen Prägung zur vollen Offenbarung kommen. Sie äußert sich als Kulturepoche einer Menschheit, die ihr Tun auf den geistigen Impuls des Aquarius abstimmt. Dies ist das Stadium, das Steiner mit dem Jahr 3574 in Verbindung bringt. Diese Zeit bildet so gesehen den Höhepunkt des Aquarius-Impulses. Doch aus spiritueller Sicht besteht auch schon wieder die Gefahr der Kristallisation. Denn dann beginnt bereits die Morgendämmerung eines neuen Sternenjahres, da Aquarius immer das letzte Zeitalter im Zyklus eines Sternenjahres ist, das ungefähr 26 000 Jahre dauert.
Wendezeit ist immer
Der Prozess der schrittweisen Offenbarung eines geistigen Impulses gilt sowohl kollektiv als auch individuell. Die Menschheit als Ganzes macht diesen Prozess durch, aber auch jeder einzelne Mensch. Das Wassermann-Zeitalter hält befreiende und spirituelle Möglichkeiten bereit – darauf hat van Rijckenborgh früh hingewiesen. Beispielsweise in den 60er Jahren während spiritueller Zusammenkünfte, die an mehreren Wochenenden veranstaltet wurden. Sie trugen den Namen des neuen Zeitalters: die "Aquarius-Konferenzen“. Dort erläuterte er, wie suchende Menschen mit der Aquarius-Strahlung arbeiten müssen, um den befreienden Weg, der sie vom Rad der Geburt und des Todes löst, gehen zu können. Es ist der Weg, der im Menschen die neue Seele zur Wiedergeburt drängt und sie in ihr ursprüngliches Lebensfeld zurückführt, das Reich Gottes, wo sie sich mit dem Geist verbindet.
Dieser Weg liegt weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft, sondern im Jetzt! Jeder Mensch, der von innen heraus nach dieser Befreiung verlangt und der für sich erkannt hat, dass die Welt mit ihrem Kreislauf aus Geburt und Tod nicht seine wahre Heimat ist, kann immer und zu jeder Zeit seine eigene geistige Wende vollziehen. Die Aquarius-Ära schenkt ihm dazu "das Wasser“ ganz neuer Möglichkeiten.