Einweihung, Teil 3
Auf dem Weg der Einweihung stellt sich mit dem Erwachen einer neuen Beseelung zugleich eine Verstärkung der Illusion ein, gewissermaßen als unvermeidliches Nebenprodukt. Sie entsteht aus dem alchimischen Prozess der Scheidung von Licht und Finsternis im eigenen Innern.
Während des Prozesses der Einweihung in einer Mysterienschule wird der Kandidat behutsam durch eine Lehrzeit geführt, die ihm nach und nach die Perspektiven für eine neue Sicht der Dreiheit Gott – Kosmos – Mensch eröffnet.
Vertiefte Informationen und Kenntnisse sind nötig, um die Beziehungen zwischen den mehrdimensionalen Komponenten der Wirklichkeit betrachten und den eigenen Platz darin verstehen zu können. Schritt für Schritt reinigt der Kandidat sein Bewusstsein und schreitet auf seinem Weg fort, mit wachsender Empfänglichkeit und zunehmendem Verständnis für die subtilen Eingebungen, die wie ein ferner Ruf vom Kern seines inneren göttlichen Wesens ausgehen.
Illusorische Strukturen im Bewusstsein
Während der Strom dieser rufenden Kräfte von seinem gereinigten Bewusstsein aufgenommen wird, arbeitet sein Intellekt oft noch daran, alles in das gewohnte und ihm vertraute System zu übersetzen. So geschieht es, dass sich zugleich mit dem Erwachen einer neuen Beseelung eine Verstärkung der illusorischen Strukturen im Bewusstsein einstellt. Das ist eine unvermeidliche Begleiterscheinung, eine Konsequenz aus dem alchimischen Prozess der Scheidung von Licht und Finsternis im eigenen Inneren. Die Verstärkung der Illusion entsteht gewissermaßen als Schlagschatten der Vereinigung des Geistigen mit dem Stofflichen. Illusion tritt auf sowohl im Bereich der Empfindungen als auch auf dem Gebiet des Denkens.
Einweihung ist inneres Ringen
Aus diesem Grund wird sich der Kandidat der Mysterien früher oder später einem inneren Feind gegenüber sehen, der jenen Teil des Nervensystems blockiert, der mit den Prozessen im Gehirn zusammen hängt und ihn daran hindert, zur ruhigen, inneren Schau zu gelangen. Einweihung ist also keineswegs ein einfacher Lernprozess. Sie wird begleitet von einem inneren Kampf und einem Ringen. Da ist einerseits ein neues Werden, das sich im strahlenden Licht der göttlichen Erkenntnis heranbildet. Andererseits gibt es noch das alte Astral- und Mentalgewand – das sind die Körperhüllen mit den an die Materie gebundenen Gefühlen und dem alten Denken – die erbitterten Widerstand leisten.
Daher muss der Kandidat sich sehr anstrengen, um ein klares Bewusstsein bezüglich seiner zweifachen Natur mit ihren unterschiedlichen Offenbarungsfeldern zu erlangen. Was wir gewöhnlich als gut oder böse erachten, zeigt sich dabei in einem neuen Licht. Die zweipoligen Verhältnisse des Lebens werden zunehmend durchschaut, und mehr und mehr erhält der Kandidat Zugang zu den geistigen Impulsen aus seinem innersten Wesenskern. Jeder Gedanke, jedes Gefühl, jede Willenswirksamkeit und jede Handlung, die er auf ihrer Grundlage vollzieht, durchdringen seine Naturgestalt und werden zu Bausteinen für die neue Seelengestalt. So baut er nach und nach an einem neuen, feinstofflichen Seelenkörper.
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